Dienstag, 22. September 2009





13.September 2009

Heute Nachmittag bin ich mit dem Zug mit 250km pro Stunde Richtung Westen gebraust durch bereits viel schönere Landschaften als bisher. Eine grosse Stadt dazwischen, keine Ahnung wie die hiess, doch sonst im grossen und ganzen Landwirtschaft, teils sogar recht einsam, Hügelchen, die aus dem Dunst aufragen, Felder und zwischendurch kleinere Siedlungen, die jedoch nicht romantisch schön sind, wie wir uns ein Bauerndorf vorstellen. Meist neuere zweckmässige Häuser, zwei- oder dreistöckig, im allgemeinen in Reihen, Aussehen immer ähnlich.
Dann Ankunft in Hankou. Nicht im Bahnhof, denn der existiert noch nicht wirklich, sondern ist eine riesige Baustelle. Kilometerweit, schien mir, mussten wir zwischen Bauschranken, teils auch unterirdisch in Tunneln, hinausgehen und landeten schliesslich in irgendeiner Strasse, wo es weder Busse, Taxis noch sonst etwas hatte, das es normalerweise in der Nähe eines Bahnhofes gibt. Und in diesem ganzen Menschenzug aus dem Zug, der sich da langsam in die Stadt ergoss, war ich die einzige Langnase. Recht rasch wurde ich angequatscht wegen Mitfahrgelegenheit, allerdings waren das keine Taxifahrer und hatten auch keine Zähler. Und wollten alle 40 Yuan. Mit Händen und Füssen einigte ich mich mit einem Typen, der mir sympathisch schien, auf 30 Yuan. Allerdings kannte der die Stadt kaum und konnte mich nur ungefähr an den gewünschten Ort bringen. So bin ich dann irgendwo an dem „Bund“, der breiten Strasse, die dem Yangtse entlang führt, ausgestiegen und zu Fuss weiter gegangen. Die Strassen sind hier gut angeschrieben, da gibt es nichts zu klagen, doch ich habe keinen genauen Stadtplan und leider wollte immer noch niemand meine chinesische Aussprache verstehen und auch das, was ich geschrieben habe – leider nicht in chinesischen Zeichen, da war ich zu faul - das konnten sie nicht lesen. Und so wollte mir niemand helfen und auch kein Taxifahrer wollte mich mitnehmen. Ich bin dann recht weit zu Fuss gegangen, wusste auch nie so genau, wo ich wirklich war, zwischendurch war es auch etwas schmuddelig, und wurde schon etwas müde und auch sehr durstig, doch es dunkelte, da gab es kein Pardon. Bis ich wieder einmal stehen bleib und etwas Luft holte und als ich zu einem Eingang hineinschaute, da hatte ich das Gefühl, dass dies eine Hotellobby sein musste. In unserer Sprache war nichts angeschrieben und das Fräulein dort sprach auch kein Englisch, verstand aber schliesslich doch, dass ich ein Zimmer wollte und das erst anschauen. Das Zimmer nun ist riesengross, wohl fast 30 Quadratmeter, sauber, hell, mit einem merkwürdigen Plastikholzriemenboden, der eher einem Marmor gleicht vom Farbton her, aber gar nicht so übel aussieht, und einem Badezimmer in Form einer Philipp Stark Imitation. Überhaupt nicht stinkend und durch Milchglasscheiben vom übrigen Raum abgetrennt. Alles schlicht, sauber und modern und Sicht über die Dächer der zweistöckigen Häuser bis zu einem Hochhaus weit entfernt. Und ruhig ebenfalls.
Ich habe später festgestellt, dass mein Hotel ein altes koloniales Gebäude ist, frisch renoviert, allerdings nur drinnen, mit sehr hohen Stockwerken. Mitten im kolonialen Viertel von Hankou gelegen, zwischen dem Fluss und der grossen Geschäftsstrasse Zhongshan Dadao an einer durch Alleebäume beschatteten Strasse die Nanjing Lu heisst. - Mit den Strassennamen ist es übrigens in China recht einfach. Entweder heissen sie in allen Orten gleich, etwa „Zhongshan“ oder „Pingjiang“ oder dann nach anderen Städten, was recht einfach ist, sich einzuprägen.

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