Freitag, 30. Oktober 2009



Guillin, 26. Oktober 2009

In China wird man immer überrascht. Da erwartete ich doch denselben Typ Nachtzug wie letztes Mal und diesmal waren „Soft sleeper“ - die Frau vom Hostel fragte mich ob ich einen „Hard sleeper“ wolle, was ich verneinte, in meinem Alter - diesmal also reise ich in einem Zug mit geschlossenen Abteilen und nur vier Betten darin. Und schlafe recht gut. Meine Mitbewohner, ein Paar und eine Frau, bieten mir auch diesmal gleich zu Beginn Früchte an, was ich akzeptiere. Ich werde ihnen später anbieten, was ich habe, nämlich Biskuits, doch sie werden ablehnen. Ich werde anschliessend ihr Angebot auf eine Dosensuppe zum Frühstück ebenfalls ablehnen, „houlai“ (choulai), später, werde ich sagen, was sie gut verstehen, wissen sie doch, dass wir solches am Morgen eher meiden. Und bin nun nicht mehr so ganz sicher, ob man Angebote hier annehmen soll oder ob dies lediglich Höflichkeitsgesten sind um jemanden, auch praktisch ohne Worte, willkommen zu heissen.

Am Morgen früh gibt es dann Tagwacht, ich frage sie, ob sie denn ebenfalls nach Guillin wollten, was bejaht wird. Da geht es nämlich noch gut 5 Stunden weiter. Sie verlassen dann aber denn Zug bei der nächsten Station, in „Nanning“, wie ich verstehe, und seither habe ich das ganze komfortable Abteil für mich alleine.
Nachdem wir während der Nacht wohl ziemlich weit hinauf und hinunter gereist sind, ich hatte einen extremen Druck in den Ohren, sind wir nun in einer flacheren Gegend, dicht besiedelt bisher. Der Himmel ist grau, was aber jetzt nichts mehr sagt, die Tage beginnen nun alle mit Hochnebel oder Nebel, der sich im Laufe des Morgens legt.
Eben gerade kommt eine Art Hostess das Abteil aufräumen, Papierkorb leeren, die Betten zurecht ziehen, im Zug hat es sehr viele Reisebegleiterinnen und -begleiter, auch die Toiletten sind immer noch sauber.

Gestern Abend fand ich sogar einen Speisewagen gerade nebenan – auch dies gab es letztes Mal nicht – weshalb ich sogar noch zu einem Nachtessen kam und mir mein obligatorisches Abendbier genehmigte. Hier wurde ich allerdings ziemlich bestaunt, offensichtlich tun das Langnasen selten, mindestens sehe ich vorher ein Dreiergrüppchen von Touristen nasenrümpfend zurückkehren. Es hat ihnen zuviel Rauch dort. Deshalb liebe militante Nichtraucher: Bitte niemals nach China reisen. Ihr werdet dort nur leiden oder die Leute belästigen. Was man als Gast sicherlich nicht tun sollte.
Im Zugrestaurant werde ich von einem Mann in schwarzer Uniform mit vielen Abzeichen, er sieht aus wie ein Polizeichef, bedient. In diesem Zug sind alle irgendwie uniformiert und etikettiert, ich denke, Chinesen mögen das.

Die Sonne tritt rötlich zwischen Wolkenrändern hervor, die Landschaft ist üppiggrün geworden, viel Wasser auch hier, wir folgen einem Flusslauf, Teiche überall, das ist etwas, das mir in China immer auffällt.

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